Die Ferdinand-Kortmann-Straße, der Plettenbergweg und der Ludwig-Becker-Platz haben eins gemeinsam: Sie sind nach lokalen Größen und Persönlichkeiten der Gemeinde Nordkirchen benannt. Und es gibt noch einige Straßen mehr in der Schlossgemeinde, denen wichtige Männer und Frauen der Geschichte der Gemeinde ihren Namen geben. Wir haben uns aufgemacht, um für Sie, liebe Leserinnen und Leser, mehr über diese Menschen und ihre Hintergründe zu erfahren. Was waren dies für Menschen, und was haben sie für die Gemeinde getan? In loser Folge wollen wir Ihnen diese Fragen beantworten und einzelne Porträts dieser Persönlichkeiten präsentieren. Heute geht es los mit einer Frau, die durch ihren Mut und ihre Unbeugsamkeit vor den Nazis nicht nur in Südkirchen bekannt ist, wo sie einer Straße und der Schule ihren Namen gab: Elisabeth Ernst.

 

SÜDKIRCHEN. Elisabeth Ernst war mutig und alles andere als bequem: Die Lehrerin und Heimatdichterin blieb ihren christlichen Werten immer treu und gab diese nicht auf, auch nicht unter dem Druck der Nationalsozialisten. An diese unerschrockene Frau erinnern heute eine Straße und die Grundschule Südkirchen.

Geboren wurde Elisabeth Ernst 1888 in Nordkirchen im Haus Dorf 70, jetzt Mauritiusplatz 9. Nach Volksschule und Lehrerinnen-Seminar wurde sie zuerst Lehrerin in Oer-Erkenschwick und 1910 in Südkirchen. Sie wohnte sogar unterm Dach in der Schule, wo ihre Schwester Anna ihr lange als Haushälterin diente. Ernst galt als gütige, geduldige Lehrerin, die nie den Rohrstock zur Erziehung eingesetzt haben soll.

Konflikte mit der NSDAP

Sie war ein gläubiger Mensch, was 1936 zu Konflikten mit der NSDAP führte. Ein Schreiben der Kreisleitung Lüdinghausen der Partei aus dem November 1936 belegt, dass sie trotz der Ermahnung der NSDAP nicht bereit gewesen sei, aus dem „Verband katholischer deutscher Lehrerinnen“ aus- und dem NS-Lehrerbund beizutreten.

„Sie hat immer zu ihrem Glauben gestanden, ihren katholischen Hintergrund nicht aufgegeben, sie wollte sich nicht unterordnen“, sagt Hubert Kersting, Vorsitzender des Heimatvereins, bewundernd. „Ob wir den Mut gehabt hätten, gegen den Strom zu schwimmen?“, fragt er zweifelnd.

Die Konsequenzen, die ihre Verweigerung der nationalsozialistischen Ideologie hatte, zog sie selbst, wohl auch auf Druck der Parteioberen. Ebenfalls noch im November 1936 stellte sie einen Antrag auf Versetzung in den Ruhestand. Auch nach ihrer Pensionierung 1937 unterrichtete sie weiter. „Aber sie musste höllisch aufpassen. Das katholische Wirken musste im Untergrund bleiben“, weiß Kersting. So erteilte sie bis Ende des Krieges Religionsunterricht in ihrer Wohnung, danach wieder in der Schule und gab Kommunionsvorbereitung.

Gedichte geschrieben

Zeit ihres Lebens schrieb Ernst auch Gedichte im Münsteraner Platt. „Man konnte auch Gedichte für bestimmte Anlässe bei ihr ‚bestellen‘. Sie fragte dann zum Beispiel nach Hobbys und baute darauf das Gedicht auf“, weiß Kersting zu berichten. Elisabeth Ernst starb 1967 während einer Kur.

Aufgrund ihres christlich geprägten, unerschrockenen Verhaltens dem Nationalsozialismus gegenüber sei Elisabeth Ernst „Vorbild für ein gewaltloses und werteorientiertes Verhalten“, schrieb Sabine Missmahl-Lohe, Rektorin der Elisabeth-Ernst-Schule, 2007, dem Jahr, als die katholische Grundschule Südkirchen nach der Lehrerin und Heimatdichterin benannt wurde. Die Straße in Südkirchen wurde schon viel eher und zwar 1987 nach der mutigen und unbeugsamen Tochter der Gemeinde benannt.

Jennifer Riediger

Mehr Infos über Elisabeth Ernst gibt es in einem Band, den der Heimatverein herausgegeben hat. Dieser kann im Kaufhaus Borgard erworben werden oder bei Hubert Kersting, Tel. (02596) 939327.